Schattenklang

by GRABER

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1.
Ich war Licht und Reflektion. Ich war Sinn und wesentlich. Ich war du, ein Atemstoss. Ein blinder Fleck, die Nemesis. Ein letzter Blick – das Auge schliesst sich. Ich war Silbe, ein Widerhall. Du bliebst stumm und unbewegt. Ich wurde fern, ein Schattenklang. Neuronenweiss, entwesentlicht. Ein letzter Blick – das Auge schliesst sich.
2.
Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Die Wünsche, die Hoffnung, die Träume, das Sehnen, der Tod rafft alles dahin. Die Schmerzen, die Tränen, den Zorn und den Hass, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Erreichtes, Geschafftes, Erlebtes, Verbrachtes, der Tod rafft alles dahin. Die Liebe, den Wahnsinn, das Leben, das Sterben, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alle, rafft alle, rafft alle, der Tod rafft alle dahin. Der Tod rafft alle, rafft alle, rafft alle, der Tod rafft alle dahin. Die Dicken, die Dünnen, die Langen, die Kurzen, die Schönen, die Wüsten, die Alten und Jungen. Die Dummen, die Klugen, die Sanften, die Lauten, die Frohen, die Dunkeln, die Schnellen und Faulen. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft alles dahin. Der Tod rafft alles, rafft alles, rafft alles, der Tod rafft a-
3.
Wie ist es im irdenen Grab? Wie ist es in der anderen Welt? Wie ist es jenseits von Nacht und Tag? Wie ist es, wenn das Fleisch von dir fällt? Wie ist es, in der Hölle verloren? Wie ist es, verfeinert zu Sternenstaub? Wie lebt es sich mit Engelszungen in den Ohren? Wurdest du willig des Lebens beraubt? Sei gewiss, ich folge dir nach. Wie ist es unter dem kalten Stein? Wie ist es, beengt im gedeckelten Bett? Hast du Gesellschaft oder fühlst du dich allein? Stört dich der Nachbar oder ist er ganz nett? Wie ist es – hast du alte Freunde getroffen? Wie ist es, wenn der Wurm an dir frisst? Fühlst du ein Sehnen, ist da ein Hoffen? Kommt es vor, dass du das Leben vermisst? Sei gewiss, ich folge dir nach. Sei gewiss, ich folge dir nach.
4.
Die kalte Asche. Das Wort, gehaucht an den nassen Stein, zerfällt wie du im Unterland. Vererdet, bis die Sonne fällt. Ich steh am Stein. Im irdenen Grab: So greifbar nah gehst du zu Grund und wirst unfassbar fern. Wo werden wir uns wiedersehen? Ich steh am Stein.
5.
Gräberfeld 03:14
Weht dein Name übers Gräberfeld, verseelt der Klang, das fallende Laub. In Reih und Glied das steinerne Heer. Im Stein verflochten das Du in mir. Übers Gräberfeld, übers Gräberfeld. Das lauschende Wort in die Tiefe gesprochen, verascht im Grund und bleibt unerhört. Verwitternd dein Name, der bröckelnde Stein, zäglich noch die Krokusse am Grab. Übers Gräberfeld, übers Gräberfeld.
6.
Heute 02:23
Heute hättest du dich an meinen Tisch gesetzt. Heute hätte ich für dich gekocht. Heute hätte ich dir zum Geburtstag gratuliert. Heute hättest du gelächelt. Und mir wäre leicht geworden, und ich wäre frei geworden. Und wir wären lachend geworden, und wir wären glücklich geworden. Heute hätte ich dir Rosen gekauft. Heute hättest du an der Tür geklingelt. Heute hättest du dich schön gemacht. Heute hättest du mich umarmt. Und wir wären leicht geworden, und wir wären eins geworden. Und wir wären lachend geworden, und wir wären verbunden geworden. Und ich wäre leicht gewesen, und ich wäre frei gewesen Und wir wären lachend gewesen, und wir wären glücklich gewesen. Heute habe ich Rosen gekauft.
7.
Du warst weg, von einem Nu aufs andere, spaltetest die Zeit, unwiederbringlich. Endgültig am Ende das Nimmerwiedersehen. Du warst weg ohne Abschied, ohne einen Halt zu hinterlassen, als wäre es dir egal, wie wir weiterleben. Du warst weg ohne Abschied: ein Nichts nach der Fülle, ein Zuviel des Entrissenen. Und wir blieben zurück mit dem Davor und dem Danach, ein Keil in der Zeit, noch hier, und dann ewig nur noch das Unbenennbare. Du warst weg ohne Abschied! Du warst weg ohne Abschied! Du warst weg ohne Abschied! Fuck you! Fuck you! Du warst weg ohne Abschied! Fuck you! Du warst weg ohne Abschied! Fuck you, du warst weg ohne Abschied! Du warst weg ohne Abschied. Fuck you
8.
Fallen 05:01
Du fielst hinter den Berg. Du fielst hinter die See. Du fielst hinter das Land. Du fielst unter den Boden. Und du bliebst, wo Worte nicht hinreichen. Du bliebst, wo Geteiltes zerfällt. Du bliebst, wo Gewesenes verwest. Du bliebst, wo Vergangenes vergeht. Und ich trat aus dem Boden, ich schritt über das Land, ich schwamm durch die See, ich flog über den Berg. Und der Wind birgt die Wolken und Wolken tragen das Wasser und Wasser formt den Boden und der Boden bringt das Leben. Ich kehre über den Berg. Ich kehre über die See. Ich kehre über das Land. Ich stehe an deinem Grab.
9.
Elias sagt 03:38
Sprachlos stehe ich dem Verstummen entgegen. Taub stelle ich mich gegen das Unerhörte. Blind wüte ich gegen das Unversehentliche. Gelähmt will ich nicht dem Erstarren erliegen. Elias sagt, der Tod darf nicht sein. Lauthals begehre ich gegen deine Herrschaft auf. Ohnmacht hindert mich nicht, gegen das Verdikt zu protestieren. Bis zum letzten Augenblick werde ich dich nicht anerkennen. Bis zum letzten Atemzug werde ich dich verneinen. Elias sagt, der Tod darf nicht sein.
10.
Wir schauten hin, schauten hin, schauten hin. Er schlich sich in die Köpfe, er fuhr in die Knochen, er frass sich in die Lungen, er nahm uns die Sinne. Wir zählten und verglichen, kalkulierten und repetierten, wir verloren das Mass und verloren den Verstand. Wir durften nicht sterben, wir durften nicht sterben. Wir verloren das Mass und verloren den Verstand. Wir durften nicht sterben. Und sie schlossen die Türen, sie schlossen die Köpfe, sie schlossen die Tage und sie schlossen die Augen. Und wir schauten, wir schauten, wir schauten, wir schauten, wir schauten - zu! Wir durften nicht sterben. Er schlich sich in die Köpfe. Er fuhr in die Knochen. Er herrschte, ohne gesehen zu sein Er gebot, ohne erkannt zu werden Er regierte, ohne gewählt zu sein Er nahm, ohne lebendig zu sein. Und wir wurden sprachlos und hilflos und wütend und traurig und hadernd und fordernd und eng. Wir dürfen nicht sterben! Wir durften nicht sterben, wir durften nicht sterben, wir durften nicht sterben. Wir dürfen nicht sterben! Wir durften nicht sterben. Wir dürfen nicht sterben. Wir durften nicht. Wir durften nicht. Durften nicht. Durften nicht. Nicht.
11.
R.I.P. 02:09
12.
Ach, da warst du ins Leben gerissen, betrogen ums Dunkel und das Träumen im Bauch. Geschlagen im Licht, aus der Wärme geschmissen; der dumpfen Stille, des Paradieses beraubt. So hängst du geblendet im gleissenden Schein, mit aller Macht ziehts dich zurück in das Dunkel. Doch das Tor ist verriegelt, der Schlüssel verschwunden und du beklagst dich schreiend: Das darf doch nicht sein! Und erfährst bald mit Schrecken, es ist nicht auf ewig: Es gibt ein Ende und schnell rückt es näher. Du weisst, es gäbe so viel noch zu entdecken. Geboren, geschlottert und dann schon verrecken? So wächst in dir ein teuflischer Plan: Dem Tod das Handwerk zu legen fortan. Du forschst und erfindest, erdenkst und erdichtest, und zimmerst dir das Paradies auf Erden zurecht. Kreierst, konstruierst, zerstörst und vernichtest – das ewige Leben, das wär’ gerecht. Mit dem Alter jedoch beginnst du zu ahnen: Du kommst nicht davon, es gibt keine Gnade. Und erkennst im Gleichen, das Tor ist wieder offen kannst zurückkehren, in das Dunkel deiner Hoffnung.
13.
Im Schilf sprach der Abschied, die Hähne schrien jämmerlich, das Herz schlug schwer an den südlichen Fels. Der Sommerwind, bleiern, legte sich seufzend aufs besonnte Gemüt. War es ein Erinnern, das die Wurzeln trieb? So zerbrach ich am trockenen Kraut, ein Stück von mir würde hier ewig sommern.
14.
Ins Schwarz hinein bin ich erwacht. Des Schlafs beraubt, starre ich in die Nacht. Ein zu früher Ruf, die Zeit entgleitet. Die leere See, die Schaufel Neun war dein Begleiter. Und nun, wo du gegangen, schreiten wir voran. Weinend wird der Schlaf mich finden, in schwarze Träume werde ich entschwinden. In Stille stütze ich meinen Kopf, Stille, gestorben ist dein Wort. Die leere Hülle, der Verstand nun allein. Loslassen muss ich, wieder sehend sein. Nun wo du gegangen, schreiten wir voran. Weinend wird der Schlaf mich finden, in schwarze Träume werde ich entschwinden.
15.
Als du gingst: Sahst du ein Licht oder wurde es dunkel? Schrittest du in ein Jenseits oder war da nur – nirgendwo? Raste dein Herz oder entglittest du beruhigt? Gingst du im Hader oder gingst du in Frieden? Wolltest du klammern oder liessest du leicht los? Blieb eine Schuld, ein Traum, der verwaiste? War ein Bedauern, eine Wehmut nach mehr? Oder gingst du ergeben und vollen Herzens? Musstest du weinen oder wolltest du lachen? Konntest du staunen oder musstest du fürchten? War da ein Schmerz, ein quälender Schrecken oder wurdest du leicht und schwebend und eins? Und als du erkanntest, du sähst nun keinen Sommer mehr: kein Leuchten der Blätter, keinen glitzernden Schnee. (im Sommer? – evt. andere Zeichensetzung?) Gingst du erfüllt, oder schiedest du bedauernd? Nahmst du noch Abschied oder warst du schon frei? Als du gingst, sag, wie alleine warst du? Sag, wie alleine warst du?
16.
So beklagst du dich über die verfliegende Zeit. Im Zug deiner Gewissheit schien der Weg doch so weit. Nun wunderst du dich über die verlorenen Tage, und erkennst erschreckt deine aussichtslose Lage. Eingesargt und zugedeckelt hast du dich doch selbst. So schmückst du dich mit Status und wertlosem Tand. Erst als es zu spät ist, bemerkst du den Sand, auf den du gebaut und nun sinkst du weg. Sechs Bretter als Kleid und mit Schwermut bedeckt. Eingesargt und zugedeckelt hast du dich doch selbst.

about

Wie ist es in der anderen Welt, wie ist es jenseits von Nacht und Tag? Wie fühlt sich der allerletzte Augenblick des Lebens an? Wie alleine sind wir beim Gehen? Und wieso brüllt Graber seinem besten Freund ein wütendes «Fuck you!» hinterher, als dieser (zu jung) stirbt?

Mit solchen Fragen über und den Widersprüchen gegen den Tod befasst sich Jan Graber im Werk «Schattenklang» – dem dritten Rockpoetry-Album der «Tod gesagt»-Reihe. In 16 musikalisch vertonten Gedichten sinniert der Komponist und Autor über das Vergehen und Verstehen, übers plötzliche Ableben und das (manchmal fehlende) Abschiednehmen, über das Dies- und das Jenseits.

«Schattenklang» ist auch ein Werk für Audiophile: Die 16 Stücke sind höchstwertig aufgenommen und abgemischt.

credits

released October 21, 2020

Text und Musik: Jan Graber, ausser
«Fallen» – Musik: Stefano Mauriello, Text: Jan Graber
«Heute» – Text: Sara Schär, Jan Graber
Mitarbeit: Tommy Vetterli («Wie alleine warst du»), Anna Murphy («R.I.P.», «Wir durften nicht»)

Stimme, Bass, Gitarren, Synthesizer, Piano, Perkussion, Samples: Jan Graber
Zusätzliche Stimmen, Bass, Perkussion: Sara Schär
Gitarren: Stefano Mauriello
Querflöte («R.I.P.»), Theremin («Wir durften nicht»): Anna Murphy

Aufnahme und Abmischung: Tommy Vetterli, New Sound Studio
Mastering: Dan Suter, echochamber
CD-Produktion: Adon Entertainment

CD-Gestaltung: Reto Gehrig, Designer’s Club
Logo: Michel Casarramona

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